Wir fliegen mit geringfügiger Verspätung von Osaka nach Naha/Okinawa. Der Flug dauert 1 1/2 Stunden. Das Flugzeug ist halb leer. Der Inlandsflughafen in Naha ist wohl nicht der frequentierteste, denn nach dem alle unsere Mitreisenden das Gepäck abgeholt haben, ist die Halle leer. Ein Militärmanöver neben der Station ist unser Willkommen.
Unsere Unterkunft ist nur wenige Minuten vom Flughafen entfernt, nahe einer Monorailstation. Auch hier gibt es free Wi-Fi; auch wenn ich dafür immer wieder an´s Eck vorgehen muss. Unsere Gastgeberin ist nicht da und wir warten. Unser Raum ist 22m2 groß. Ein größeres Zimmer lehnen wir ab. Es hat keine Futons sondern Betten. Der Wirtin ist ihre Verspätung extrem unangenehm. So redet sie lange mit uns und erklärt auch Banalstes ausführlich. Als sie endlich weg ist, macht P. eine Pause und ich gehe zum Tourismuscenter und in den Supermarkt.
Google Maps führt mich durch einen überdachten Markt. Recht schnell ist klar, dass hier viele Stände auf chinesische Tourist*innen ausgerichtet sind. Die musikalische Untermalung der chinesischen Werbedurchsagen ist auf die Zielgruppe abgestimmt. Das Angebot international: Geschmacklose „Hawaihemden“ und überteuerte Taschen mit Orion-Werbung (DIE lokale Biersorte). Wie selbstverständlich finde ich auch einen Daiso, aber kaufe erst einmal nichts.
Der Markt spuckt mich auf die kokusai dori, die internationale Straße, direkt neben dem Tourismuscenter aus. So präsentiert sich diese „Ausländer*innenstraße“ in ihrer ganzen Pracht erst am nächsten Tag.
Im Tourismuscenter ist ein älterer Herr um mich bemüht. Leider hat er keine Informationen über das non verbale musical, dessen Werbung ich beim Verlassen des Flughafens gesehen habe. Um ihn nicht weiter zu stressen, bestätige ich ihm seine Richtigkeit bei einer anderen Aufführung und lasse mir erklären, wo ich dazu die Karten bekomme. „Thank you for your interest. Do you have any other questions?“ Ich bedanke mich auf Japanisch bei jemandem, der stolz Englisch sprechen möchte, ändere aber rasch die Strategie. „If you need any other information, please come again.“ Beim Verlassen neben ich noch einen Kalender mit. Ist ja gratis. Kann man immer brauchen.
Ich gehe den Weg zurück durch den Markt. Am Ende folgt mein Blick dem eines (anderen) Hobbyfotografen, der einen Neonschriftzug über einer Bar fotografiert. Nun, ich folge ungern ausgetretenen Pfaden, aber das ist wirklich ein lohneswertes Sujet. Ich warte bis der Mann weitergezogen ist, um auch ein Foto zu machen. Währendessen schickt ein junger Mann eine ältere Dame, die geschlechterübergreifend keinen Damenspitz mehr hat, sondern schon stark angeheitert auf ihn einredet, aus dem Lokal auf ihren Weg.
Yoshito Ohno stirbt an diesem Tag im 81.Lebensjahr abends im Kreis seiner Familie. Er war wohl sein lebenlang Sohn eines charismatischen Vaters und Bewahrer des tänzerischen Erbes Kazuo Ohnos. So widme ich ihm, was ich bereits seinem Vater gewidmet habe:
When you do dance,
I wish you a wave o‘ the sea,
that you might ever do nothing but that.
to be continued